Glas ist einer der ältesten Produkte, das von Menschen erschaffen wurde. Die Ägypter haben schon vor etwa 5500 Jahren Hohlglas hergestellt. Die Erfindung der Glasmacherpfeife und des Glasschmelzofens vor circa 2200 Jahren, brachte die Glasfertigung in eine neue Richtung und machte so die Herstellung von Flachglas und dünnwandigen Gläsern möglich.
Vor 2000 Jahren stellten die Römer erstmalig Fensterscheiben her und machten die Kunst des Glasmachens in Europa bekannt. Zur Produktion der Fensterscheiben gossen die römischen Handwerker Glas, das vorher geschmolzen wurde, in nasse Holzformen, in denen sich die Schmelzmasse ausdehnte. Nach Erkalten löste man das Glas behutsam aus der Form. Im Mittelalter wurden die Glasscheiben nicht mehr gegossen, sondern mit dem Mund geblasen. – Echt-Antikglas wird auch heute noch mit dem Mund geblasen. – Der Glasmacher blies große Zylinder, die dann senkrecht aufgeschnitten und zu Glastafeln ausgerollt wurden.
Den ersten großen Fortschritt machte das Glasgewerbe durch die industrielle Anfertigung von Soda im 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit hatte Glas einen unvorstellbar hohen Wert. Im Jahre 1856 erfand man den Generator-Ofen, der das das knapp gewordene Holz ersetzte. Nun war es möglich, die Temperatur zu steigern und hochkarätige Gläser zu fertigen.
Mit der Einführung des Jugendstils im 19. Jahrhundert, nahm Glas eine wesentliche Rolle ein, weil nun optisch mehr kreative Möglichkeiten gegeben waren. Handwerker und Designer kreierten originelles und fantasiereiches Atelierglas, das von Hand gefertigt wurde und limitiert war. Es bestach zudem durch seine vielfältigen Farbeffekte. Glasmacher in Frankreich schufen geschnittenes Kameoglas (Hohlglas) in kräftigen Farben. Aus Amerika kam das irisierende Glas, dessen Merkmal eine regenbogenfarbene Oberfläche ist.
Heute stellt die Glasindustrie in insgesamt 330 Fabriken verschiedene Glassorten wie Flachglas, Behälterglas oder Spezialglas her.
Geschichtlicher Verlauf der Glas-Stilrichtungen
Venezianisches Glas (16. Jahrhundert)
- dünnwandiges Glas mit Ornamenten
- Schaft und Flügel in figürlichen Dekorationen (z.B. Tiergestalten)
- Eisglas: durch Abschrecken in eiskaltem Wasser entstehen Eisblumen
- Faden- oder Netzglas: Milchglas-Fäden, die in klarer Glasmasse eingeschmolzen wurden, erzeugen netzartiges Muster
Barockglas (18. Jahrhundert)
- Formen mit Fuß, Baluster-Schaft (Form eines Granatapfels)
- Schnitte mit Jagdszenen Landschaften und Schlachtenszenen
- Vergoldungen an Fuß, Schaft oder am Lippenrand
- Emailmalerei (ländliche Veredelungstechnik) an Gebrauchsglas
Biedermeierglas (19. Jahrhundert)
- Farbglas und überfangenes Kristallglas
- lichtbrechend durch den Brillantschliff
- Musterschliff für abwechslungsreiche Dekore
Jugendstilglas (19. – 20. Jahrhundert)
- geschwungene Linien und florale Ornamente
- Vielfalt an Farbeffekten
2 Kommentare